Abschlusskonferenz des Projekts smarter
Smartphone als Lebensretter: Eine App für den Katastrophenfall
Am 30. Januar 2018 wurden die Ergebnisse des smarter-Projekts im Rahmen einer Abschlusskonferenz in Berlin vorgestellt.
Stromausfall, Hackerangriff, Naturkatastrophe – das Mobilfunknetz ist verwundbar und kann schnell zusammenbrechen. Doch gerade für in Not geratene Menschen ist es am wichtigsten, Hilfe anzufordern, Informationen zu recherchieren und Kontakt zu Angehörigen aufzunehmen – in Zeiten mobiler und sozialer Medien über das Smartphone. Wie im Krisen- und Katastrophenfall ohne Mobilfunknetz trotzdem mit dem Smartphone kommuniziert werden kann, untersuchte das smarter-Projekt. smarter steht für Smartphone-based Communication Networks for Emergency Response.
Studie zu Trends bei der Nutzung von mobilen und sozialen Medien in Krisen und Katastrophen
Die Untersuchung unterschiedlicher internationaler und nationaler Großschadenslagen offenbart wichtige Hinweise auf Smartphone-Nutzung und Implikationen für den Bevölkerungsschutz
Die umfassende Studien zur Nutzung von mobilen und sozialen Medien in Krisen und Katastrophen verdeutlicht, welche Metatrends sich jeweils in Abhängigkeit der Schadenslage abzeichnen. Dazu wurden verschiedene Großschadenslagen untersucht, darunter Infrastrukturausfälle (mehrstündinger Stromausfall), Naturkatastrophen (Überschwemmungen, Hurricanes und Erdbeben) sowie gesellschaftspolitische Ereignisse (Terroranschläge, Bevölkerungsproteste).
Es ließen sich ereignisabhängige Nutzungsmuster als auch ereignisunabhängige Metatrends identifizieren. Ein Rückgriff auf diese könnte sich als sinnvoll erweisen, um die Folgen von Schadensereignissen zu reduzieren. Hierzu sind jedoch weitere Maßnahmen, wie z.B. Forschungsprojekte und die Fruchtbarmachung durch Akteure des Bevölkerungsschutzes nötig.
Die Studien mit weiteren Detailergebnissen finden Sie unter:
Groneberg, Christoph, Texting – Liking – Sharing. Mobile und soziale Medien in Krisen und Katastrophen: Metatrends in der Anwendung von von Smartphones und Sozialen Medien
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Ergebnisse einer Online-Befragung von Einsatzkräften des THW und Feuerwehren veröffentlicht
Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit der Einsatzerfahrung für die realitätsnahe Einschätzung des Bevölkerungsverhaltens
Eine umfangreiche Online-Befragung wurde im Zeitraum Februar bis Juni 2017 bei der Bundesanstalt Technisches Hilfswerk und den Feuerwehren Frankfurt und Darmstadt durchgeführt. In die Auswertung floßen die Daten von 225 Einsatzkräften, die zum Bevölkerungsverhalten in Großschadenslagen befragt wurden. Dabei wurden sowohl gemachte Erfahrungen als auch perspektivische Erwartungen mit betroffener Bevölkerung abgefragt.
Dabei zeigte sich, dass die Einsatzkräfte antisoziales Verhalten signifikant weniger häufig beobachteten als prosoziales Verhalten, z.B. das Befüllen von Sandsäcken in Hochwasserlagen. Ein wichtiger Faktor war dabei, ob die Einsatzkräfte bereits Erfahrungen in Großschadenslagen hatten. Waren Einsatzkräfte bisher nicht Großschadenslagen tätig, so wurde antisoziales häufiger erwartet also von jenen Einsatzkräften, die bereits Großschadenslagen erlebt haben und aus ihrer Erfahrung das Bevölkerungsverhalten einschätzen.
Diese wichtigen Implikationen und weitere Ergebnisse finden Sie unter:
Simon Klos, Erfahrungen aus THW und Feuerwehren zum Bevölkerungsverhalten in Großschadenslagen. Forschungsergebnisse einer Onlinebefragung
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Ergebnisse der Feldübung: großes Interesse an Katastrophenschutz-Apps
Die sozialwissenschaftliche Auswertung der Feldübung verdeutlicht das hohe Interesse an Katastrophenschutzthemen und der Notwendigkeit einer systematischen Auswertung
Im September 2017 wurde bei der Feldübung im smarter-Projekt die Technik unter realitätsnahen Bedingungen zum Einsatz getestet. Zugleich wurden während und nach der Übung mittels unterschiedlicher Methoden Daten gesammelt. Anhand dieser Daten ist eine umfassende und systematische Evaluation des Verhaltens, der Wahrnehmung und der Techniknutzung der Probanden möglich. Hierfür wurden die Probanden während der Feldübung beobachtet und nach der Feldübung mittels eines mehrseitigen Fragebogens und in Kurzinterviews befragt.
So war die Probandengruppe zwar jünger, und somit vermutlich technikaffiner, als der Bevölkerungsdurchschnitt. Gleichzeitig zeigte sich, dass die Nützlichkeit der smarter-App von älteren Probanden als höher bewertet wurde als von jüngeren. Dies lässt auf einen höheren Erfahrungsschatz mit Katastrophensituationen schließen. Dessen ungeachtet würden sich mehr also zwei Drittel der Probanden eine Katastrophenschutz-App installieren – auch wenn diese nur im Notfall zu nutzen wäre.
Diese und weitere Informationen finden sich unter :
Simon Klos, Sozialwissenschaftliche Evaluation der Feldübung. Ergebnisse quantitativer und qualitativer Erhebungen der smarter-Feldübung im September 2017
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Prosoziales, hilfsbereites Verhalten ist die Norm bei deutschen Großschadenslagen
Ergebnisse einer Literaturstudie zum Bevölkerungsverhalten in Krisen und Katastrophen
Großschadenslagen stellen alle Beteiligten vor große Herausforderungen: Infrastruktur, Sachwerte und teils auch Menschenleben sind gefährdet. Das führt zu angespannten Situationen auf verschiedenen Ebenen. Dabei wird häufig angenommen, dass insbesondere unübersichtliche (Groß-) Schadenslagen zu deliquentem Verhalten führen. Wissenschaftliche und empirische Untersuchungen zeigen jedoch, dass Menschen in Krisen und Katastrophen eine hohe Hilfsbereitschaft aufweisen. Das ist auch das Resultat hinsichtlich vergangener Großschadenslagen in Deutschland.
Im Projekt smarter wurde eine Literaturstudie zu den naturbedingten Großschadenslagen der letzten 50 Jahre in Deutschland durchgeführt. Damit sollte zum einen betrachtet werden, wie sich die Bevölkerung in Großschadenslagen verhält, und zum anderen, welche Interaktion zwischen den BOS und der Bevölkerung in diesen Lagen entsteht. Hier muss bereits beachtet werden, dass es „die Bevölkerung“ so nicht gibt, sondern diese aus vielen sozialen Gruppierungen besteht. Wichtiger ist jedoch, dass bei Menschen in Schadenslagen eine Neupriorisierung von Bedarfen und Handlungsorientierungen entsteht, dabei aber verstärkt prosoziales Verhalten fördert. Dies äußert sich auch bei verschiedenen, dargestellten Großschadenslagen, bei denen BOS und Bevölkerung sich gegenseitig unterstützten.
Weitere Informationen:
Vitali Heidt, Bevölkerungsverhalten in Krisen und Katastrophen. Eine Auswertung naturbedingter Großschadenslagen der letzten fünfzig Jahre in Deutschland
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Hohes Medieninteresse am Projekt smarter
Überregionale und regionale Presse berichtet über Projekt smarter
Die Einladung zum gemeinsamen Pressegespräch an der TU Darmstadt am 20.10.2017 stieß auf ein hohes Interesse bei den Medienvertretern. Grund dafür war nicht nur die Vorstellung der erarbeiteten Projektinhalte sowie der ersten Ergebnisse zur Feldübung des Projektes, sondern auch die Möglichkeit, den entwickelten App-Demonstrator in einem Live-Test zu erproben. Bei diesem Live-Test konnten die Journalisten die Funktionsweise der Technik und die Bedienbarkeit hautnah erleben, da Freiwillige anschaulich einen Notfall im Rahmen des Pressegesprächs simulierten.
Ein Zeugnis von der hohen Resonanz zum Projekt smarter ist die umfangreiche Berichterstattung, die im Nachgang zu dem Pressetermin erfolgte. Hier folgt eine Auswahl:
- ZDF – Katastrophen-App – Hilfe, wenn das Netz versagt
- Spiegel Online – Chatten ohne Netz – Forscher entwickeln Katastrophen-App
- Deutschlandfunk – Handy-Kommunikation im Krisenfall
- Golem.de – Katastrophen-App kann ohne Mobilfunknetz kommunizieren
- Bundespresseamt – Smartphone als Lebensretter
- idw – Informationsdienst Wissenschaft – Smartphone als Lebensretter: Eine App für den Katastrophenfall
- NZZ – Telefonieren ohne Telefonnetz
- Allgemeine Zeitung – TU Darmstadt und Uni Kassel entwickeln App für Katastrophenfälle
- RTL Hessen – Kommunikation im Notfall
- SAT.1 Rheinland-Pfalz und Hessen – Kommunikation im Krisenfall
- SWR 1 – Neue App „smarter“ hält Kommunikation bei Katastrophen aufrecht
- Hit Radio FFH – Kommunikation ohne Handy-Netz: Forscher entwickeln neue Katastrophenfall-App
- Wiesbaden112.de – smarter-Forschungsprojekt: Kommunikation im Katastrophenfall – per App und ohne Netz
- Netz.de – Katastrophen-App „smarter“ – Hilfe für den Notfall, wenn das Netz versagt
- Public Security – Smartphone als Lebensretter: Eine App für den Katastrophenfall
- wer denkt was GmbH – Mit „smarter“ Katastrophen überstehen
- Teltarif.de – Katastrophen-App: „Smarter“ funktioniert auch ohne Handynetz
- MacLife – Smarter: Deutsche Forscher entwickeln Katastrophen-App, die ohne Mobilfunknetz auskommt
Erfolgreicher Praxistest und hohe Nutzerakzeptanz im Projekt smarter
Fast 70 Prozent der Übungsteilnehmer würden die smarter-App für den Katastrophenfall auf ihr Smartphone laden
Am 2. September 2017 fand der Praxistest der smarter-Technik statt. Daran nahmen 125 Probanden teil, die die Technik in einem fiktiven Stormausfall auf Stärken und Schwächen testeten und dabei verschiedene Aufgaben erledigten. Zusätzlich zum Stromausfall waren die Probanden weiteren, fiktiven Bedrohungslagen ausgesetzt, z.B. einem Blitzeinschlag und einem Gasaustritt, bei denen auch Verletztendarsteller und professionelle Schauspieler zum Einsatz kamen.
Die Ergebnisse der Feldübung sowie der anderen Arbeiten im Verbundforschungsprojekt smarter werden am 20. Oktober 2017 bei einem Pressegespräch in der TU Darmstadt und am 30. Januar 2018 auf der in Berlin stattfindenden Abschlussveranstaltung des Projektes vorgestellt.
Weitere Informationen und Eindrücke sowie Bilder zum Praxistest finden sich in dem Artikel
Feldübung: Erfolgreicher Praxistest und hohe Nutzerakzeptanz im Projekt smarter.
Smartphones als beliebte Kommunikations- und Informationsmittel
Ergebnisse einer Literaturrecherche zum Smartphone-Nutzungsverhalten in Deutschland
Ein Stromausfall, der auch noch länger anhält, hat häufig weit reichende Konsequenzen für Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie für Behörden. Betroffen ist dann auch die Kommunikation, die vermehrt über Breitbandtechnologien und das Internet abläuft.
Diese Literaturstudie, die im BMBF-geförderten Verbundprojekt smarter entstanden ist, hat das Ziel gehabt, Fragen zum Smartphone-Nutzungsverhalten zu beantworten. Im Folgenden wird daher eine Übersicht zur Verbreitung von Smartphones innerhalb der Bevölkerung und den Nutzungsmustern geboten. Weiterhin wird ein Überblick über das Breitbandnetz in Deutschland sowie die potentiellen Folgen eines Stromausfalls für das deutsche Mobilfunknetz gewährt. Festzuhalten ist hier bereits, dass die Datenlage zuverlässige und eindeutige Aussagen (noch) nicht zulässt, wesentliche Ableitungen, z.B. dass bei Jugendlichen bereits eine Vollversorgung mit Smartphones exisiert, können jedoch getroffen und im smarter-Projekt umgesetzt werden.
Weitere Informationen:
Christoph Groneberg, Smartphone-Nutzungsverhalten. Ergebnisse einer Literaturrecherche
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Die Hilfsbereitschaft überwiegt
Ergebnisse einer Expertenbefragung mit Vertretern von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
In Krisen und Katastrophen erleben die Bevölkerung und Einsatzkräfte belastende Phasen. Vielfach werden dann Hilflosigkeit, Überforderung und Aggression als „typisches Verhalten“ der Bevölkerung angenommen. Befragte Vertreter von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben kommen jedoch zu einem anderen Schluss, nämlich, dass die Hilfsbereitschaft überwiegt.
Im Rahmen des BMBF-geförderten Verbundprojektes smarter wurde eine leitfadengestützte Befragung mit elf Vertretern von Feuerwehren und Hilfsorganisationen durchgeführt. Das Ziel war, die Erfahrungen der Einsatzkräfte mit dem Verhalten und der Interaktion mit der Bevölkerung in Großschadenslagen zu erfassen. Dabei wurden ebenso relevante Aspekte des Informationsbedarfs, der Selbsthilfekompetenz und der Mediennutzung angesprochen. Darüber hinaus identifizierten die Interviewpartnern Gruppen mit besonderem Unterstützungsbedarf. Die Ergebnisse zeigen, dass eine hohe Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung vorherrscht. Gleichwohl gibt es noch Optimierungs- und Abstimmungsbedarf, wie diese in die Gefahrenabwehr eingebunden werden kann.
Weitere Informationen:
Vitali Heidt, „Es überwiegt die Hilfsbereitschaft“. Ergebnisse einer Expertenbefragung mit Vertretern von Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
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Bitte verhalten Sie sich richtig!
Ergebnisse einer Best-Practice-Untersuchung zur Gestaltung von Verhaltenshinweisen für die Bevölkerung
Brechen ein Unglück oder eine Katastrophe herein, werden die Betroffenen mit zahlreichen Empfehlungen zum richtigen Verhalten konfrontiert. Diese Hinweise beziehen sich häufig auf protektive Maßnahmen, die vor, während oder im Nachgang einer Schadenslage getroffen werden können und sollten.
Im Rahmen des Projektes smarter wurde eine Analyse unter Berücksichtigung der sprachlichen und grafischen Gestaltung von Verhaltenshinweisen zu den für das Projekt relevanten Szenarien Sturm, Stromausfall, chemisch, biologische, radiologische und nukleare Unglücke (CBRN-Unglücke) und Massenanfall von Verletzten (MANV) durchgeführt. Ziel dieser Analyse war es, Empfehlungen abzuleiten, auf deren Grundlage eigene Verhaltenshinweise für die smarter-App generiert werden können.
Weitere Informationen:
Rike Richwin, Bitte verhalten Sie sich richtig! Ergebnisse einer Best-Practice-Untersuchung zur Gestaltung von Verhaltenshinweisen für die Bevölkerung
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